Krank & Cranky
07. Nov 2025,

Krank & Cranky. Wenn ein deutsches Wort auf einen englischen Begriff trifft, dann wird erstmal ein freundliches „Hallo“ oder „Hello“ ausgetauscht. Und dann wird das Gegenüber ein wenig genauer betrachtet: Wo gibt es Ähnlichkeiten – und was trennt beide in verschiedene Lager?
Nun, „krank“ bezeichnet den abnormen Zustand der eigenen Gesundheit. Wenn im komplexen, präzise arbeitenden Körper ein Teil aus den Fugen gerät, meldet sich „Krank“ aus der Besenkammer: „Hier?“
Die Besitzerin oder der Besitzer des Körpers spürt meist rasch, dass die innere Maschinerie nicht mehr rund läuft. Schliesslich ist der ganze Organismus auf Zusammenarbeit getrimmt – jedes Teil verlässt sich auf das andere und hofft, dass dieses aufmerksam bleibt und sofort reagiert.
An einem gesunden Tag ist das kein Thema. Kaum jemand denkt darüber nach, dass diese 24/7-Funktionalität selbstverständlich läuft. Wir Menschen sind verwöhnt – und anspruchsvoll. Wir bedanken uns selten bei unserem Körper, seinen Zellen, Nerven, Synapsen und Muskeln, dass sie ohne Ferien und Pausen ihren Job erledigen.
Doch wenn eine Panne auftritt, beginnt das Wehklagen: „Wieso ich? Gestern hat doch noch alles wunderbar funktioniert!“
Ja, du hoffnungsloser Romantiker – gestern zählt nicht mehr. Heute hast du ein Meeting mit einem Defekt.
Kranksein hat wenig Vorteile. Es lässt Menschen leiden, schwächer werden und manchmal sogar die Hoffnung verlieren. Dann scheint vergessen, dass dieser Körper jahrelang tadellos gearbeitet hat – bis die Krankheit dazwischengegrätscht ist.
Was nun?
Es gibt Spezialisten, Ärzte und Kliniken – Werkstätten des Körpers –, die versuchen, den Schaden zu beheben. Die Medizin ist eine der segensreichsten Disziplinen, um Defekte zu reparieren oder gar zu ersetzen.
Doch während man krank ist, findet man das selten tröstlich. Angst und Frust treten an die Oberfläche und sorgen für Unruhe. Und manchmal verwandelt sich „krank“ in „cranky“.
Cranky?
Ja, ein entlehntes Wort aus dem Englischen, das im Deutschen nur ratlose Blicke hervorruft.
Das Wort stammt aus dem 19. Jahrhundert und leitet sich von crank ab – „drehen“ oder „kurbeln“. Vielleicht erinnert es an die Zeit, als man Autos noch mit einer Kurbel startete: unregelmässige, ruckartige Bewegungen. Daraus wurde cranky – für launisch, mürrisch, ein wenig verdreht.
Wenn sich also krank und cranky zusammentun, wird’s ungemütlich.
Das eine verursacht das Unwohlsein, das andere reagiert darauf mit schlechter Laune. Eine toxische Allianz.
Die meisten Menschen wählen andere Begleiter: Hoffnung, Zuversicht, Geduld. Kaum jemand will dem „Cranky-Typen“ zu viel Raum geben.
Seit zwei Tagen bin ich selbst krank – und hochkonzentriert darauf, dass cranky nicht in mein Loft eindringt. So einen Miesepeter brauche ich nicht in meinem Lebensgefühl. Ich ziehe mich lieber am eigenen Schopf zurück in den Modus „gesund“.
Welche Krankheit ich gerade benutze? Keine Ahnung. Vielleicht eine Grippe, vielleicht COVID, vielleicht irgendwas anderes. Aber das klassische Rezept hilft: Tee trinken, Geduld haben – und darauf warten, dass mein Körper den Streik beendet und wieder in den Normalbetrieb übergeht.
Ich melde mich dann.
